von Oliver Patt

Am 9. November 1992 fand eine kleine Ausstellung in drei Räumen des ehemaligen Bunkers, welcher 1941 auf den Fundamenten der ehemaligen Synagoge errichtet worden war statt. Sie zeigte Gegenstände und Dokumente aus der Zeit der jüdischen Gemeinde in Siegen. Aus dem großen Erfolg dieser Ausstellung entwickelte sich die Idee zur Errichtung eines Erinnerungs- und Lernortes für regionale Zeitgeschichte. Schnell gründete sich der Förderverein "Aktives Museum Südwestfalen" mit dem Ziel, den ehemaligen Hochbunker in ein Museum für die Geschichte der Juden im Großraum Siegen zu verwandeln. Hier sei auch auf die besondere Unterstützung durch die Universität Siegen hingewiesen, deren Studenten natürlich zur Zielgruppe des Museum zählen.

Nach vier Jahren zähen Verhandlungen mit dem Besitzer des Bunkers, dem Kreis Siegen-Wittgenstein, kam es schließlich am 10. November 1996 zur Eröffnung des neuen Lern- und Gedenkortes Aktives Museum Südwestfalen, welcher vom Förderverein geleitet wird. Er ist eng eingebunden in die Arbeit der örtlichen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, die eine Reihe ihrer Veranstaltungen im Museum durchführt. Eine Erweiterung erfolgte am 27. Januar 2001. Das Museum umfasst seitdem die gesamte erste Etage des Luftschutzbunkers mit einer Ausstellungsfläche von über 200 Quadratmetern.Abschließend sind die Hauptaufgaben des Aktiven Museums Südwestfalen zu nennen: Neben dem Sammeln von Themenbezogenen Dokumenten aus öffentlichen und privaten Archiven und der damit einhergehenden Sicherung und Archivierung von Zeitzeugenberichten, liefert es auch Hilfestellungen für Forschungsprojekte, betreibt Bildungsarbeit für Schüler, Studenten und Erwachsene, veröffentlicht eigene Publikationen und betreibt eine Bibliothek zur regionalen Geschichte des Nationalsozialismus. Der Eintritt zu sämtlichen Bereichen des Museums ist unentgeltlich, da es vornehmlich durch Spenden und den Förderverein finanziert wird.

Ausstellungen und Inhalte des Museums
Kerninhalt des Museums ist die Dauerausstellung "Widerstand und Verfolgung im Raum Siegen". Sie präsentiert das jüdische Leben im Umkreis Siegen-Wittgensteins beginnend vom Mittelalter bis zu den Verfolgungen durch die Nationalsozialisten. Die Ursprünge der Besiedelung des Siegerlandes durch jüdische Familien am Anfang des 19. Jahrhunderts werden anschaulich dokumentiert. Der Schwerpunkt liegt auf dem Aspekt vom Leben und der Verfolgung der jüdischen Minderheit in Siegen, aber auch in benachbarten Orten wie Bad Berleburg oder Bad Laasphe. Diese Geschehnisse werden anschaulich anhand von Alltagsgegenständen und Bildnissen aufbereitet und damaliger antisemitischer Propaganda konträr gegenübergestellt. Thematisch ist die Ausstellung wie folgt gegliedert:
- Die Ursprünge des jüdischen Lebens im Siegerland
- Reichstagswahlergebnisse Kreis und Stadt Siegen, Ergebnisse der Reichspräsidentenwahlen
- Der "Boykott" - 1. April 1933
- Dokumente der bekanntesten jüdischen Familien vor Ort: Frank und Herrmann
- Beginn der Entrechtung - Arisierung 1933-1939
- Widerstand gegen den Nationalsozialismus - Walter Krämer, der "Arzt von Buchenwald"
- Der Novemberpogrom in Siegen (10. November 1938)
- Auswanderung - Deportation - Selbsttötung

Neben dieser Dauerausstellung finden vereinzelt auch Sonderausstellungen zu einzelnen Teilaspekten wie der Familie Levi Holländer statt.